Samstag, 9. Januar 2016

Windelfrei und Spaß dabei?

Lange bevor ich Mutter wurde, habe ich auf Bayern 2 einen Bericht über Babys gehört, die von Geburt an nahezu ohne Windel sind.
Für mich klang das suspekt - zu einem Baby gehört doch eine Windel?
Das bezeichnet auch die Gesellschaft als "normal".
Alles andere wird als übertrieben oder "lass das Kind doch Kind sein" bezeichnet.
Warum wir so fest in unseren Köpfen eingebrannt haben, dass ein Baby nur ein richtiges Baby ist, wenn es Windeln trägt, lässt sich erahnen, wenn man an die Werbungen im Fernseher denkt und an die geprägten Meinungen vieler Mütter, Omas und auch Hebammen oder Ärzten.
Der Bericht damals war unglaublich interessant und ich kann mich auch an die vielen witzigen Geräusche erinnern, die aus dem Radio dröhnten. Dass Babys so laut Pupsen können, habe ich da aber nicht glauben wollen. Inzwischen weiß ich es besser!

Wenn ihr jetzt gleich denkt, ich versuche Meinungen zu verbreiten oder zu bilden, beruhigt euch.. das würde ich nicht wollen.

In letzter Zeit habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt und vor allem die Erfahrungen anderer Mütter genossen.
Es geht beim "Windelfrei" nämlich gar nicht darum, dass das Kind schnellstmöglich trocken wird, sondern vielmehr darum die Bedürfnisse der Kleinen kennenzulernen.
Ja, ich dachte mir am Anfang auch es reicht, wenn ich weiß wann sie Hunger haben könnte und ich muss gestehen, ich war allein schon mit dem Gedanken überfordert, Aennie von Beginn an "abzuhalten". So nennt man es nämlich wenn das Baby nicht in eine Windel macht, sondern in ein Klo, Waschbecken oder Ähnliches. Für Nicht-Eltern klingt es vermutlich schon ein wenig ekelig. Baby Ausscheidungen im Waschbecken sind aber vermutlich nicht halb so wild, weil das noch nicht so ekelhaft ist wie bei manch einem Erwachsenen. Und zudem was völlig Natürliches!
Aber genug über das, was raus kommt.

Ich dachte die erste Zeit absolut nicht an Windelfrei oder Stoffwindeln oder Ähnliches. Ich wollte einfach nur, dass mein Baby aufhört zu schreien. Denn, vielleicht erinnert Ihr Euch, Aennie schrie die ersten Monate quasi nur! Zumindest kam es mir so vor und ich bin zudem der festen Überzeugung, ich habe zu der Zeit vollkommenen Realitätsverlust erlitten.
Aber darüber möchte ich nicht unbedingt noch mal schreiben, zumindest gerade im Moment nicht.
Nur ungern denke ich an die Momente, in denen ich weinend, wippend und mit Baby auf dem Arm im Eck neben dem Kühlschrank gesessen habe und einfach dachte ich habe versagt.
Das ist voll o.k. so zu denken, es wird nämlich besser. Und Steve und ich machen Witze darüber, wie ich ein vollkommenes Wrack war! (Das hilft)

Inzwischen geht es mir und vor allem meinem süßen Baby (ja bis Mittwoch ist sie noch ein Baby!) gut. Aennie leidet noch oft an irgendwas und bisher konnte kein Arzt oder Osteopath dauerhaft helfen.
Mein Mama-instinkt (Ihr wisst schon, die tolle Superpower die man gratis zur Entbindung mitgeliefert bekommt) lässt mich aber nicht aufgeben. Ich bleibe am Ball. (hier muss ich mich noch für eure tollen Worte und Tipps bedanken die mich per Mail erreicht haben!)
Dass Aennie besonders sensibel auf manches reagiert war von Anfang an spürbar und jetzt habe ich noch das Gefühl, sie ist um einiges schlauer als ich :P !
Ich muss so sehr aufpassen was ich mache oder sage oder sogar denke.
Mag ich eine Person nicht übernimmt sie den Part und verscheucht die Leute, indem sie weint oder schreit. Natürlich nicht immer, manchmal will sie auch einfach nur schlafen -logisch!
Das klingt verrückt und so fühlt es sich auch an. Aber wirklich positiv. Ich liebe sie mehr als ich jemals geglaubt habe lieben zu können und versuche verstärkt auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

Daher habe ich mich vor 2,5 Monaten vermehrt mit dem Thema windelfrei beschäftigt und versucht mit ihr aufs Töpfchen zu gehen - Nein, halt das klingt komisch. Sie ist allein aufs Töpfchen, ich saß daneben.
In einer Facebookgruppe habe ich gelesen, dass die Kleinen meist nach dem Schlafen "mal müssen" und ich dachte mir "na gut mach einfach mal!"
sie fand es witzig da zu sitzen und mir zu zuschauen, wie ich ihr vormachte dass sie drücken muss.
Zum Glück sieht mich dabei keiner!
Aber es klappte auf Anhieb!
Sie verstand sofort, was das für ein buntes Plastikteil ist, auf dem sie sitzt.
Und seit dem Zeitpunkt macht sie sehr gerne da rein.
Sie trägt nach wie vor eine Windel. Sogar eine Wegwerfwindel - sorry ich bin kein Stoffwindeltyp. (Aber es ist bestimmt echt toll! Und hat viele Vorteile für das Baby)
Ich zwinge sie weder aufs Töpfchen noch in die Windel zu machen.
Wenn sie aufm Pott hockt und nichts kommt, sage ich ihr aber ganz behutsam sie kann gerne in die Windel machen.
Das klingt seltsam, aber es klappt. Man darf einfach nicht vergessen, dass Babies vollwertige und vor allem fertige Menschen sind. Die darf man nicht unterschätzen mit dem ganzen "dududu dadada Brumm brumm" und "oh schau ein WAUWAU".. Ja gut dass darf jeder selber entscheiden.
Aber für mich ist es wirklich leichter geworden mit ihr zu kommunizieren. Sie versucht mir mitzuteilen, dass sie muss und ich versemmel es ab und zu und ärger mich dann, dass ich ihr Pipi Signal nicht erkannt habe. Aber sie nimmt es mir nicht übel und ich ihr auch nicht.
Ich setze mich viel mit der "richtigen" Erziehung auseinander und komme immer wieder zu dem Entschluss: Liebe und Respekt sind der Grundbaustein. Und vor allem gibt es kein richtig oder falsch, solange du deinem Kind nicht schadest!!
Keiner soll sich verpflichtet fühlen sein Baby windelfrei zu lassen oder andersrum.
Mir geht es um die positive Erfahrung, die ich gesammelt habe.

Wenn man jemanden erzählt, dass unser Baby schon seit sie 8,5 Monate ist, regelmäßig auf den Topf geht, wird das ab und an missverstanden.
Manche Eltern fühlen sich angegriffen und andere haben Sorge um das Wohl des Kindes.
Wieder andere finden es klasse und manche machen es auch und trauen sich nicht drüber zu reden.
Die Meinungen die ich dazu gehört habe sind wirklich verschiedener als ich es dachte. Es gibt nicht nur weiß und schwarz! Jeder denkt anders und das soll ja auch so ein. Wir leben in einer Zeit in der wir zum Glück nicht sofort "die eine Wahrheit" glauben müssen, sondern die Möglichkeit haben eigene Wege zu gehen und vor allem zu hinterfragen!

Aber bitte kommt mir nicht mit Argumenten wie "Die können den Schließmuskel noch gar nicht kontrollieren" Das ist für mich absolut nichts Handfestes.
Und es ist auch kein Töpfchentraining!!

Ich möchte wirklich keinem eine Meinung einreden oder Erziehungen infrage stellen!

Für mich ist es schön, ihr dadurch noch näher zu kommen.
Ich dachte auch erst, ich muss dann 24 std. zu Hause bleiben, falls sie mal muss. Aber so ist es nicht. Es soll ungezwungen und schön bis hin zu spielerisch sein.
Nicht nur die Töpfchengeschichte, sondern das ganze Zusammenleben.
Seit ich mir noch mehr Mühe gebe ihre Bedürfnisse zu erfüllen aber (und das ist ganz wichtig) nicht komplett über meine zu stellen ist es anders geworden. Es liegt sicher auch viel an meiner sinkenden Müdigkeit. Zwar schlafen wir noch keine Nacht durch (3-7x wach werden ist Standard) aber ich habe den Kopf freier.
Ich habe aufgegeben zu denken ich müsste in eine Norm passen und ja alles richtig zu machen. Aennie tut es gut, wie ich auf sie eingehe.
Nicht falsch verstehen, man geht ja von Anfang an auf sein Kind ein. Schon in der Schwangerschaft.
Das macht man aus voller Liebe und Hingabe.
Aber mir fällt es leichter, ihr eine Struktur zu geben.
Wenn ich unsere regelmäßigen Aktivitäten am Tag betrachte, (Frühstücken, Zähne putzen - ganze 4 Zähne, spielen, Mittagessen, Mittagsschlaf, irgendwas zerstören oder spazieren gehen , Abendessen, Zähne putzen, ab in die Mitte - ja wir haben einen Cosleeper) sieht es erst mal aus als wäre da keine Luft für Anderes, aber so ist es nicht. Wenn ihr euch zum Beispiel nur meine Instagram Seite anschaut: https://www.instagram.com/mautschtschtsch/ seht, ihr dass ich noch Zeit für mich habe.
Auch wenn Aennie eigentlich bei jedem Foto dabei war, lernt sie von mir, dass sie sich auf Mama zwar immer verlassen kann, aber Mama auch mal Sachen für sich machen muss.
Ich weiß, ich weiche zu sehr vom Thema ab, aber meine Kernaussage konntet ihr hoffentlich ein wenig verstehen.

Bedarfsorientierte Erziehung. Ein schönes Wort.
Erfülle ich denn nicht Bedürfnisse, indem ich mein Kind mit der Flasche füttere/Stille ? Ganz genau!
Und ist es nicht ein Bedarf, wenn ich es schlafen lasse? Auch das stimmt!
Und wenn ich mit ihm kuschel oder spiele, ist das doch bestimmt auch gut?
"Ding ding ding" Jackpot!

Bedarfsorientiert ist daher ein so schönes Wort, weil es mit Liebe gut zu erreichen ist.
Es geht nicht darum, Lehrbücher perfekt umzusetzen oder unbedingt eine bestimmte Erziehung zu verfolgen, weil das empfohlen wird.
Es ist sinnvoll harmonisch aufeinander einzugehen und das zu machen, was das Herz einem sagt!
Niemals sollte das Kind/die Mutter/der Vater/Geschwister leiden müssen aber selbst das ist nicht unvermeidbar.
Wir müssen uns eingestehen nicht perfekt sein zu können und werden mit jedem Schritt der Einsicht entspannter und glücklicher.
Gerade als Mutter ist mir bewusst geworden, wie selten ich mich wichtig nehme!
An Ae bin ich gewachsen und finde immer mehr zu mir.
Wenn ich es mir selbst im Kopf vorlese, klinge ich wie eine spirituelle Tante, die euch mit in ihre Sekte ziehen will.
Aber ich bin immer noch cool! (Nein Mama, du bist einfach nur peinlich) :D

Ich habe mich an dieses heikle Thema angetraut, weil ich es wichtig finde, andere Meinungen zu hören und zu akzeptieren oder auch einfach nur drüber zu reden was das für ein Blödsinn ist/ wie toll es ist.
Kindererziehung ist so ein krass übles Thema und ich hüte mich davor über andere zu urteilen.
Solange das Kind keinen Schaden nimmt, halte ich die Füße still.
Es ist gut, andere Meinungen zu hören, aber es ist auch wichtig sie zum richtigen Zeitpunkt zu ignorieren, nämlich wenn sie euch schaden.
Es ist natürlich nicht leicht sich etwas einzugestehen, dass man nicht optimal gemacht hat aber schwerer ist es, sein ganzes Leben wer zu sein der man nicht ist.

Kinder sind der Spiegel Eurer Taten und das solltet ihr euch immer im Bewusstsein halten.
Selbst wenn ihr keine Eigenen habt, könnte der kleine Junge neben dir an der Ampel mal deine Rente sichern.



Erst jetzt zum Vorbereiten auf den Blog habe ich mir Internetseiten zu dem Thema windelfrei durchgelesen und bin auf interessante Seiten gestoßen.
Auf
ohne-windeln.de heißt es "(...)  wie wachsen all die windellosen Kinder anderer Kulturkreise auf? Immerhin ca. 70% aller Säuglinge dieser Erde(...)" 70% aller Säuglinge dieser Welt leben Windelfrei :O
auf www.artgerecht-projekt.de/downloads/artgerecht-windelfrei/
"(...) Windelfrei heißt einfach: Wir nehmen die Zeichen wahr, wenn das Baby mal muss und bieten abhalten an.(...)"
und "(...)Menschenbabys sind von Geburt an fähig und willens, ihre Träger nicht zu beschmutzen. Die Wissenschaft weiß das schon lange. Wir wissen es jetzt auch.(...)"

Nur für den Fall ihr möchtet mehr zu dem Thema der Einleitung wissen.

Wenn ich jetzt "viel liebe und Gottes Segen" zum Abschluss schreibe ist das Sektenbild komplett oder?
Gut, dann lasse ich das- wäre sowieso nicht meine Art.

Machts gut,

Mau

und schreibt mir-> heyaennie@gmx.de oder in den Kommentaren hier auf Facebook oder auf Instagram


und weil ich Blogs ohne Bilder doof finde - hier Bitteschön :D



















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