Donnerstag, 2. April 2015

Ist dein Baby brav?


"schlaf doch wenn das Baby schläft"




Die Vorstellung die man von der Zeit mit Baby hat sind meistens bei jedem ähnlich.
Das schließ ich aus den Fragen die man gestellt bekommt bzw. die Vorahnungen die einem entgegen gebracht werden.

Ob es denn ein braves Baby sei?
Schläft sie denn schon durch?
Und wie ist es so ohne Schlaf?
Na du musst schlafen wenn das Baby auch schläft!
Vielleicht hast du sie ja schon verwöhnt mit deinem ständigen rum tragen!
Sie muss fei im eigenen Bett schlafen sonst bekommt ihr sie nicht mehr los!

Also, ich verstehe nicht wie ein Baby nicht brav sein kann? wieso fragen mich das sogar Mütter?
Ein Baby das frisch geschlüpft ist handelt nach seinen Bedürfnissen. Hunger, Müde, Aua, Liebe,...!
Es gibt schon Kinder die früh durchschlafen. Aber wenn man den logischen Aspekt bedenkt, dass der kleine Magen noch nicht so viel aufnehmen kann und daher oft der Hunger weckt würde es mir auch schwer fallen durch zu schlafen.
Und verwöhnen kann man so ein kleines Wesen doch noch gar nicht!

Natürlich ist im seltensten Fall eine böse Absicht hinter so einer Frage - das weiß man natürlich auch. Aber man fühlt sich irgendwie schnell, als müsste man sich rechtfertigen. Für was? Keine Ahnung.

Wir hatten seit Aennie zwei Wochen alt ist immer wieder zu kämpfen. Sie hat sich gekrümmt, viel geweint und unglaublich viel gespuckt.
Es gab Phasen da war es besser und Osteopathen-Besuche zeigten ihre Wirkung.
Aber manchmal wussten wir uns einfach nicht mehr zu helfen. Es tat so weh zu sehen, dass sie etwas quält. Nicht zu wissen was es war oder ihr diesen Schmerz wenigstens irgendwie abzunehmen oder erträglich zu machen..
Es war unerträglich. Sie hatte tagsüber kaum geschlafen und wurde Abends dann von der totalen Übermüdung eingeholt. Wir schenkten ihr so viel Liebe wie wir nur hatten und waren oft beim Arzt.
Ich sah Steve kaum noch, da einer von uns fit sein musste und er ja auch noch arbeiten musste schliefen wir getrennt.
Aennie schrie und lies sich schwer beruhigen.
Ich wurde immer wieder mit dem Begriff Schreibaby konfrontiert und hatte eine riesen große Abneigung gegen dieses Wort. Es war wie ein Schlag ins Gesicht damit abgespeist zu werden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Baby nicht einfach so weint! Es hat etwas und kann sich eben nicht anders ausdrücken - logisch!
Tipps wie: "Sie will euch eben ärgern und zeigen dass sie da ist!" oder "na da habt ihr sie ja schon ganz schön verwöhnt" machten die Situation nicht besser. Ich wollte sie nicht als "schreibaby" abstempeln lassen weil es auf mich entgültig gewirkt hat. Es wirkt als würde ich sie dadurch aufgeben und mich einfach damit abfinden, dass sie eben mehr schreit als andere Babys.
Mir wurden Geschichten erzählt "eine Bekannte hatte ein Jahr lang ein Schreibaby".
Oder "das sind eben Koliken - ganz normal".

Aber wir wussten einfach: Es musste etwas anderes dahinter stecken. Natürlich malt man sich in so einem Moment auch die schlimmsten Szenarien aus und es gab natürlich Momente da hatte ich die Kleine im Arm hab wie eine Aussetzige auf der Couch gesessen, vor und zurück gewippt und dabei selbst geheult.
Ich wurde "liebevoll" an meine Worte vor der Geburt erinnert "..Ich freu mich sogar auf die schlaflosen Nächte.." und ich bereute es nicht das gesagt zu haben. Denn trotz dem Schlafmangel und 24/7 mit Baby auf dem Arm war ich unglaublich glücklich und nicht genervt von ihr.
Ich schenkte ihr meine ganze Ruhe und Energie und Steve tat es mir gleich. Es gab Momente in denen wir nicht mehr wussten wie wir sie zum Schlafen gebracht haben und einfach eng umschlungen und wortlos in der Küche standen und so quasi unsere Energietanks wieder auffüllten.
Ich kann euch leider keinen Tipp geben woher wir diese Stärke hatten und ich weiß durchaus, dass es auch schwer ist mit so einer Situation umzugehen. Mitten im Wochenbett. Und völlig neu im Leben mit Baby.
Ich bitte euch an dieser Stelle, wenn ihr eine tiefe Traurigkeit oder Verzweiflung fühlt - sucht euch Hilfe! Das ist keine Schande sondern zeigt wahre Stärke. Man muss nicht immer allein kämpfen. Und auch wir waren kurz davor in die Schreiambulanz zu maschieren.

Jetzt sitze ich hier und mir fällt es schwer diese Zeit zu beschreiben. Es war hart wie sau und wenn ich gerade dran denke wie sie mich vorhin noch angelacht hat fehlen mir die Worte. Es ist wie mit unserem Schmerzgedächtnis, wir können uns zwar erinnern, dass etwas weh getan hat aber der Schmerz kehrt durch die Erinnerung nicht zurück.
So weiß ich gerade das wir am Limit waren aber mir fällt es schwer es treffend zu beschreiben.

Ich hab die Momente im Kopf in denen ich sie im Schlaf beobachtet habe. So friedlich und wunderschön. Oder als sie mich früh morgens angegrinst hat oder einfach ihren Atem der auf meiner Haut kitzelte.
Ich liebe sie und auch ihren Papa bedingungslos und von ganzem Herzen! Es ist genau das was ich mir immer gewünscht habe.
Wenn sie vor Erschöpfung auf meinem Arm eingeschlafen ist und ich ihr kleines Schnarchen hörte, erfüllte mich dies.




Aber was war nun mit Aennie?
Ein Schub? Bauchweh? Verwöhnung? Mittelohrentzündung?...?
Wir gingen alles durch und bekamen viele Vorschläge was sie nun haben könnte aber wirklich helfen konnte uns irgendwie keiner so recht. Wir taten alles und vielleicht taten wir zu viel?

Unsere Kinderärztin hat mir ein Buch geliehen das viel verändert hat - vor allem in meiner Denkweise.
Es sollte Pflicht für alle Eltern sein! Bitte kauft es euch -> So beruhige ich mein Baby
Die darin beschriebenen Szenen kamen uns sehr bekannt vor und ich verstand, dass manche Babys einfach sensibler sind als andere. Sie können sich in den ersten Monaten schwer selbst beruhigen und finden von allein schwer in den Tiefschlaf. Sie werden von Reizen überschüttet und können damit noch nicht umgehen. Es klang alles so logisch und ich verstand ein wenig besser was es sein könnte.
Außerdem machten wir uns erneut zum Osteopathen auf und es half ihr sehr gut.

Ich wollte darüber  erst keinen Blog schreiben aber mir half es ungemein im Internet zu lesen, dass es vielen so geht.
Bei uns denkt immer jeder es wäre alles wie im Schlaraffenland. Als hätten wir keine Sorgen oder Ängste und würden Regenbogen furzen.
Es stimmt natürlich, dass wir sehr glücklich miteinander sind und ich auch stolz bin auf unser Zusammenleben. Aber ich möchte nicht, dass andere denken sie wollen unser Leben lieber als ihr eigenes. Bei jedem Menschen gibt es schwere Zeiten und Oh Gott.. wir hatten harte Zeiten. Aber genau das macht einen doch aus!

Ich war glücklich, trotz wenig Schlaf. Und obwohl wir kaum noch soziale Kontakte hatten - Das war zuviel für Aennie und erst recht für uns.
Wir mussten jeden Moment nutzen der für mich und Steve war. Auch wenn es nur darin bestand mal in Ruhe 10 Minuten zu duschen oder zusammen bei Kerzenschein zu essen und darüber zu diskutieren ob Affen denn Daumen haben (totaler Humbug eben).



Mir ist wichtig euch wissen zu lassen, dass ihr nicht allein seid. Nach jedem Gewitter kommt auch wieder die Sonne und ganz ehrlich, wie kann ich bei dieser kleinen Sonne hier nicht einfach nur pures Glück empfinden?



Sogar als ich letzte Woche mit Aennie schwer gestürzt bin und wir im Krankenhaus lagen kam nach einem mega Regenschauer (der aus meinen Augen lief) auch wieder Sonnenschein!

Es wird noch viel auf uns zukommen und spätestens beim nächsten Schub bin ich dann wieder die Aussetzige auf der Couch die versucht die kleine Blume in ihren Armen mit ihren Tränen zu gießen. Aber auch da denk ich daran, dass mich nach diesem Schub neue tolle Fähigkeiten der Kleinen erwarten und ich kann es kaum erwarten.

Auch an dieser Stelle möchte ich euch anbieten mir zu schreiben heyaennie@gmx.de
Man muss nicht alles so schräg positiv sehen wie wir es tun und es ist vollkommen ok wenn man mit seinen Nerven auch mal am Ende ist - auch ohne Kind gibt es dafür genug Gründe.
Aber es hilft tatsächlich einfach mal durchzuatmen und/oder sich das ganze von der Seele zu schreiben oder zu reden.
Ihr könnt mir auch schreiben wenn ihr keine Antwort wollt (bitte mit erwähnen) um einfach mal was los zu werden.



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